Ein Blick hinter die Kulissen nachhaltiger Erdenproduktion

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Bei unserem jüngsten Ausflug durften wir einen faszinierenden Einblick in die Welt der nachhaltigen Erdenproduktion gewinnen. Terra Alpin, eine Tochterfirma der Ehrensberger GmbH, steht für ein junges, innovatives Unternehmen mit einer klaren Mission: Aus regionalen Reststoffen hochwertige Kultursubstrate für Gartenbau, Landwirtschaft und Hobbygärtner:innen zu schaffen – ganz im Sinne einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft. 

Die beiden jungen Unternehmer Philipp und Fred haben sich dieser Aufgabe mit viel Leidenschaft, Experimentierfreude und technischem Know-how verschrieben. Bei einer eindrucksvollen Führung über das weitläufige Betriebsgelände in Tenneck konnten wir die einzelnen Produktionsschritte live miterleben – von der Anlieferung der Rohstoffe bis zum fertigen Produkt im grünen Sackerl. 

Von der Wurzel zur Erde 

Was andernorts als Abfall gilt, ist bei Terra Alpin wertvoller Rohstoff: Grünabschnitte, Aushubmaterial, Wurzelstöcke, Rinde, Holz, Nadeln, sogar Ziegelreste und Schlämmstoffe aus dem Kieswerk. Diese Vielfalt an Materialien wird durch sorgfältige Vorzerkleinerung und Mischung für die Kompostierung vorbereitet. In der großen Komposthalle (ca. 2800 m²) reifen die Mieten bei rund 65 °C über mehrere Wochen – ein idealer Nährboden für Mikroorganismen. Wichtig dabei: Die Temperatur wird laufend kontrolliert, Wasser über ein geschlossenes Becken wiederverwendet, und eine gute Belüftung sorgt für den richtigen Gasaustausch. 

Die Fachleute vor Ort erklärten uns, wie entscheidend das Kohlenstoff-Stickstoff-Verhältnis (idealerweise 2:1) für die Qualität des Komposts ist. Dabei sorgen grobe, trockene Anteile für Struktur, während frisches Grüngut den Stickstoff liefert. Ein zu nasser Kompost droht zu „ersticken“, ein zu trockener überhitzt – beides beeinträchtigt die Qualität. 

Ein kleines Highlight: Mit einem Spezialmessgerät überprüften wir live die Temperatur in einer Miete – rund 60 °C – begleitet von sichtbarem weißem Myzel: ein Zeichen für gesunde, aktive Pilzkulturen. 

Vom Haufen zum Hochbeet 

Nach der Kompostierung wird das Material ausgesiebt: grobe Holzstücke (über 50 mm), Steine und Kunststoffteile werden entfernt. Die Holzanteile finden anschließend als Holzfaser eine neue Verwendung – etwa als wasserspeichernde Mulchschicht oder Einstreu. Durch den Verdampfungsprozess entstehen besonders strukturstabile Fasern, die zudem Unkraut unterdrücken und Schnecken fernhalten. Kunststoff wird bislang noch nicht weiterverarbeitet, sondern entsorgt. 

Nadeln aus Waldmaterial bleiben oft als nährstoffreiche Komponente übrig und werden entweder kompostiert oder als Einstreu genutzt – hier steckt die Kraft des Waldes in konzentrierter Form. 

Spezielle Mischungen wie die „Gartenfaser“ (85 % Holzfaser, 15 % Kompost) dienen als pflegende Auflage oder Mulchschicht und sorgen für eine langfristig gesunde Bodenstruktur. Im Hochbeetansatz ruhen die Gemische vor dem Abpacken etwa drei Wochen, um ein mikrobiologisches Gleichgewicht zu finden. Dadurch wird Schimmelbildung nach dem Einfüllen vermieden. 

Anwendungswissen für den Gartenalltag 

Die Terra-Alpin-Produkte sind nicht nur technisch durchdacht, sondern auch praxiserprobt. So wurde uns erklärt, dass bei Kartoffelbeeten unter einer feuchten, sandigen Schicht unbedingt eine Drainage nötig ist. Für Beerensträucher wie Ribisel oder Himbeeren sollte kein Rindenmulch verwendet werden – stattdessen eignen sich Holzfasern als schonende Abdeckung. 

Wer z. B. Tomaten im Freiland kultiviert, findet in der Strukturkomponente aus Kompost und Holzfaser eine perfekte Grundschicht für luftige, nährstoffreiche Erde. Außerdem steigt durch Kompostierung der pH-Wert langsam an – ideal für viele Gartenpflanzen. 

Vision & Verkauf 

Terra Alpin arbeitet bereits an neuen Produkten wie Dachsubstraten oder speziellen Einstreumischungen für die Landwirtschaft. Der Bereich Garten- und Gemüsebau sowie landwirtschaftliche Kompostierung birgt großes Potenzial für die Zukunft. 

Alle, die nun Lust bekommen haben, ihre Beete mit hochwertigen Erden zu versorgen, können jeden Samstag von 8 bis 14 Uhr beim Werksverkauf in Tenneck fündig werden. Auch unter der Woche ist ein Besuch möglich – dann empfiehlt sich ein kurzer Anruf, um Wartezeiten zu vermeiden. Die Produkte sind lose oder abgepackt erhältlich, größere Mengen können direkt vor Ort aufgeladen und bei Bedarf im wiederverwendbaren Pick-Sack zurückgebracht werden – ganz im Sinne einer nachhaltigen Nutzung. 

Fazit: 

Unser Besuch bei Terra Alpin war nicht nur lehrreich, sondern auch inspirierend. Hier wird mit großem Engagement gezeigt, wie aus Reststoffen Lebensgrundlage wird – für Pflanzen, Böden und unsere Umwelt. Ein echtes Vorzeigeprojekt im Pongau, das uns allen als Gärtner:innen neue Perspektiven bietet. 

Ein herzliches Dankeschön

Wir bedanken uns ganz herzlich bei den beiden engagierten Projektleitern Philipp und Fred für die spannende Führung, die beeindruckenden Einblicke hinter die Kulissen von Terra Alpin und die Zeit, die sie sich für unsere Fragen genommen haben. Ihre Leidenschaft und ihr Innovationsgeist haben uns begeistert und motiviert – ein großartiges Beispiel für nachhaltiges Denken und zukunftsorientiertes Handeln in unserer Region!